Emotionen
April 13, 2025

Was, wenn wir über Trauer genauso offen sprechen würden wie über Freude?

Geschrieben von Johanna Cotting

Die Instaposts strotzen von glücklichen, gesunden und fitten Menschen. Sie zeigen sich, wenn sie besonders schöne und glückliche Erlebnisse erfahren. Doch niemand postet eine Scheidung oder wenn der Kinderwunsch einfach nicht in Erfüllung gehen will.

Wie gehen wir mit Trauer in unserer Gesellschaft um?

Daraus resultiert die Frage, wie wir in der westlichen Gesellschaft generell mit den Themen Trauer und Verlust umgehen. Werden die Gefühle zugelassen oder doch eher mit Netflixserien oder Frustshopping weggedrückt und verdrängt? In unserer schnelllebigen Welt können wir uns so einfach mit vielen verschiedenen Sachen ablenken.

Verdrängung als Schutz – aber auch als Hindernis

Hier wird noch ins Fitness gegangen oder Sport gemacht, dort eine Freundin getroffen oder ins Kino gegangen. Manchmal auch aus dem Grund, um sich nicht genauer mit seinen Gefühlen, besonders wenn es unangenehme sind, auseinandersetzen zu müssen. Die Gefühle der Trauer um ein ungeborenes Kind zu spüren, wäre zu schmerzhaft, also entscheiden sich viele, dieses Gefühl gar nicht spüren zu wollen und verdrängen es.

Der Weg zur Annahme und Integration

Dies ist per se nicht nur schlecht, da unsere Psyche als Schutzmechanismus schlimme, traumatisierende Erlebnisse verdrängt und manchmal sichert dies unser Überleben. Doch um das Thema des unerfüllten Kinderwunsches anzunehmen und in seine Persönlichkeit zu integrieren, ist es essenziell, früher oder später diese Gefühle zu durchleben und sie auch zu akzeptieren.

Zeit für Trauer – nehmen wir sie uns?

Nehmen wir uns in unserer Gesellschaft Zeit, um zu trauern? Oder hetzen wir nicht vielmehr schon wieder rastlos zum Nächsten und decken uns mit to-dos und Arbeit ein, nachdem ein Todesfall im engen Umfeld passiert ist?

Unsichtbare Trauer: Der Verlust eines ungeborenen Kindes

Wie trauert man um ein Kind, das nie geboren wurde? Nach einer Trennung oder einem Todesfall im engen Umfeld versteht der Freundeskreis und das Arbeitsumfeld die Trauer in der Regel sehr gut. Doch was, wenn du seit Jahren wegen dem ungeborenen Kind traurig bist?

Fehlendes Verständnis für eine stille Trauer

Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass die Trauer um ein ungeborenes Kind tatsächlich mit dem Verlust eines lieben und nahen Menschen vergleichbar ist. Jedoch wird weniger nachgefragt, wie es einem geht, als bei Menschen, die einen Todesfall in der Familie erleiden.

Trauer in der Partnerschaft

Die Frauen und Männer mit unerfülltem Kinderwunsch bleiben mit dieser Trauer zu einem großen Teil auf sich allein gestellt. Selbstverständlich kann der Mann / Partner einen großen Teil der Trauer mittragen und unterstützen. Doch er trauert ja selbst auch.

Unterschiedliche Trauerprozesse in der Partnerschaft

Weiter erlebe ich bei vielen Paaren, dass sie im Trauerprozess meist unterschiedlich unterwegs sind. So möchte der Mann je nachdem nach vorne schauen, weitergehen und Zukunftspläne schmieden, während die Frau noch trauert.

Loslassen lernen – Rituale als Hilfe

Einige Frauen und Männer geben dem ungeborenen Kind auch einen Namen oder entscheiden sich, ein schönes Ritual fürs Loslassen zu machen, sobald sie tatsächlich bereit sind, weiterzugehen und sich vom Kinderwunsch zu verabschieden.

Jahresübergang als Chance zum Loslassen

In der Altjahrswoche nehme ich mir bewusst Zeit, diesen Übergang sehr bewusst zu feiern – durch Meditation, Yoga, Ausmisten und kleine Rituale wie das Verbrennen eines Zettels mit loszulassenden Themen oder das Freilassen einer Wasserlaterne.

Die Kraft der Rituale und der Neubeginn

Dies schafft wunderbar Raum für Neues. So widme ich mich dann in einem nächsten Schritt meinen Wünschen und dem, was ich im neuen Jahr einladen möchte.

Leben zwischen Freude und Herausforderung

Was ich aus bisherigen Erfahrungen sagen kann, ist: Auf jedem Weg wirst du wieder viel Gefreutes und schöne Begegnungen sowie auch schwierige Momente erleben. Entscheidend ist, wie du mit den Stürmen in deinem Leben umgehst.

Du bist Schöpfer:in deines Lebens

Ich weiss, das klingt womöglich etwas plakativ. Doch diesen Satz anzunehmen bedeutet auch, dass du selbst dein Leben kreierst und selbst für dein Lebensglück verantwortlich bist.

Entdecke weitere Artikel

Ich habe noch mehr für dich geschrieben – vielleicht ist etwas Passendes dabei.

0%